ECPAT Österreich, Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung

Sexuelle Ausbeutung durch Kinderhandel

Hintergrundinfo

Kinderhandel ist das Anwerben, Beherbergen oder anderweitige Aufnehmen, Befördern, Anbieten oder Weitergeben einer minderjährigen Person zum Zweck der Ausbeutung.

 

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Netzwerke

ECPAT Österreich ist Mitglied der vom BMeiA koordinierten Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels sowie der zur Taskforce gehörenden Arbeitsgruppe Kinderhandel.

 

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Projekte & Kampagnen

Unser aktuelles "Pilot-Projekt Frühwarnsystem für verschwundene Kinder" fördert den Kapazitätenaufbau und stärkt die Rechte von Betroffenen in Nordmazedonien.

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Aktivitäten

Hier finden Sie Infos zu aktuellen themenbezogenen Veranstaltungen wie Konferenzen, aber auch Ankündigungen über neues Kampagnenmaterial und Publikationen.

 

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Menschenhandel ist das drittgrößte kriminelle Geschäft der Welt (UN.GIFT). Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass weltweit 2,4 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel sind (ILO, 2009). Im Zeitraum von 2007 bis 2010 waren nach Angaben von UNODC 55-60 Prozent aller Betroffenen von Menschenhandel weiblich und rund 27 % Kinder unter 18 Jahre (UNODC, 2014). Im Zeitraum 2015-2016 berichtet die Europäische Kommission von 20.532 behördlich registrierten Fällen von Menschenhandel, davon seien insgesamt 68% der Betroffenen weiblich und 23% minderjährig. Die Mehrheit (56%) der registrierten gehandelten Opfer wurden sexuell ausgebeutet. Kinderhandel ist das Anwerben, Beherbergen oder anderweitige Aufnehmen, Befördern, Anbieten oder Weitergeben einer minderjährigen Person zum Zweck der Ausbeutung. Die Minderjährigen sind auch dann Opfer, wenn sie der Anwerbung oder der Arbeit ursprünglich zugestimmt haben bzw. nicht durch Täuschung oder Gewalt in diese Arbeit gezwungen wurden. Österreich ist dabei sowohl hauptsächlich Ziel- wie auch Transitland für gehandelte Kinder und Jugendliche, die vorwiegend aus dem osteuropäischen und zentralasiatischen Raum stammen. Der Fortschrittsbericht („Progress Card Bericht“) der Body Shop-Kampagne zeigt, dass es in Österreich, wie auch in anderen Ländern, ein großes Dunkelfeld gibt, was die Identifizierung von minderjährigen Opfern betrifft. Die wenigsten Fälle werden den Behörden gemeldet, wodurch sich auch die Strafverfolgung schwierig gestaltet.

Wer sind die Opfer?

Viele Kinder verlassen ihren Heimatort, um ihren ärmlichen Verhältnissen zu entkommen- auch um ihre Familie finanziell unterstützen zu können. Sie selbst oder ihre Eltern werden mit falschen Versprechungen von Ausbildung oder gut bezahlten Jobs gelockt. Andere werden einfach aus ihren Dörfern oder Städten entführt und wie Ware ver- und gekauft. Die häufigsten Opfer von Kinderhändler*innen sind Mädchen, Kinder von ethnischen Minderheiten, staatenlose Kinder und Flüchtlingskinder. Kinder sind dann besonders gefährdet verkauft und ausgebeutet zu werden, wenn ein niedriger Bildungsgrad, Gewalt und Suchtverhalten in der Familie sowie fehlende Perspektiven im sozialen Umfeld zusammentreffen. 

Was passiert mit den Kindern?

Betroffene Kinder werden als Prostituierte missbraucht, gegen ihren Willen verheiratet und illegal adoptiert. Sie sind billige oder unbezahlte Arbeitskräfte, arbeiten als Hausdiener*innen, als Bettler*innen oder werden in bewaffneten Konflikten als Kindersoldat*innen eingesetzt. Durch Kinderhandel sind sie Ausbeutungsverhältnissen, Gewalt, sexuellem Missbrauch und dem vermehrten Risiko einer HIV-Infektion ausgesetzt. Ihre Rechte auf Schutz, auf eine sichere Umgebung und auf Ausbildung werden verletzt. Menschenhandel und Kinderhandel werden in Österreich unter §104a StGB kriminalisiert.

Unsere zentralen Forderungen Kinderhandel in Österreich betreffend

  • Bund und Länder müssen sich auf einen Kooperationsmodus verständigen, der auf einheitlichen Standards für die Betreuung und Versorgung minderjähriger Opfer von Menschenhandel beruht, wie es in diversen internationalen und EU-Abkommen festgelegt ist.
  • Österreichweit muss die Übertragung der vollen Obsorge an den Kinder- und Jugendhilfeträger für Betroffene des Kinderhandels gewährleistet sein.
  • Die Unterbringung der Opfer hat sich an den Qualitätsstandards der Jugendwohlfahrt zu orientieren und muss den Sicherheitsstandards für Betroffene des Menschenhandels entsprechen. Die Sicherheitsstufe, die notwendig ist, ist im Einzelfall zu prüfen.
  • Die Opferrechte vor Gericht, insbesondere psychosoziale und juristische Prozessbegleitung sowie ggf. Entschädigungen sind für alle Betroffenen des Kinderhandels zu gewährleisten.
  • Relevante Behörden, das sind insbesondere die Kinder- und Jugendhilfe, Polizei, Fremden- und Asylbehörden, spezialisierte NGOs und Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Fremde oder Flüchtlinge müssen regelmäßig und nachhaltig sensibilisiert bzw. geschult werden, damit sie in der Lage sind, Kinder als Opfer des Menschenhandel zu erkennen.
  • Das Delikt Menschenhandel sowie Teilaspekte des Delikts, wie etwa die Ausbeutung, sind in unterschiedlichen Gesetzen geregelt, die nicht optimal aufeinander abgestimmt sind. So etwa sind die Strafausmaße für Ausbeutung unterschiedlich geregelt.
  • Auch fehlt z. B. im § 116 FPG (Fremdenpolizeigesetz) der Tatbestand „Ausbeutung minderjähriger“ Personen.
  • Vor allem aber mangelt es an einer so genannten LEGALDEFINITION des Begriffs Ausbeutung im § 104a (Menschenhandel) des StGB.

Pilotprojekt: „Frühwarnsystem für verschwundene Kinder”

Kapazitätsaufbau zum Schutz der Kinder in Nordmazedonien

Laufzeit: 01. Juli 2021 – 31.12.2022

Projektleitung: ECPAT Österreich

Projektpartner: JHR – Journalists for Human Rights    

Fördergeber: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

Immer mehr Kinder verschwinden und können nicht zurückverfolgt werden, was ein Trend moderner Gesellschaften ist. Ein Teil dieser Kinder wird mit großer Wahrscheinlichkeit Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Kinderhandel. Marginalisierte Gruppen, wie Roma, sind besonders gefährdet von Menschenhandel betroffen zu sein. Die Hauptursachen des Menschenhandels haben sich durch die Covid19 Pandemie weiter verschärft: Armut, Arbeitslosigkeit und häusliche Gewalt. Im Rahmen der Pandemie haben mehr Kinder Zugang zu digitaler Kommunikation bekommen und viele davon haben zum ersten Mal Zugang zu der dafür notwendigen Ausstattung, wie Computer und Tablets, erhalten. Aufgrund von mangelnden Kenntnissen im Umgang mit digitalen Medien, und weiteren Risikofaktoren ist die Gefahr missbraucht oder für Kinderhandel angeworben zu werden für Kinder marginalisierter Gruppen, wie Roma, deutlich höher.

Das Projekt „Pilot Project for Early Warning System for Missing Children” wird in Nordmazedonien von der nationalen Partnerorganisation JHR – Journalists for Human Rights implementiert. In Kooperation mit und unter der Projektleitung von ECPAT Österreich finden zahlreiche Aktivitäten bis Dezember 2022 statt. Dazu gehören Trainings für Fachkräfte aus verschiedenen Kontexten, der Austausch von „good practices“, Vorbereitung von Regularien, die Verbesserung von Netzwerken und Online Sicherheit durch innovative Techniken, die Entwicklung eines Werkzeugkastens für Online Sicherheit sowie die Pilotierung eines Frühwarnsystems für verschwundene Kinder.

Die Projektpartner arbeiten zusammen um Kinder davor zu schützen zu verschwinden und Schaden von Betroffenen abzuhalten. Branchenübergreifendes Arbeiten ist ein wichtiger Aspekt in dem Projekt, da sowohl der öffentliche als auch private Sektor und zivilgesellschaftliche Organisationen eingebunden werden sollen bei der Implementierung eines Frühwarnsystems für verschwundene Kinder.

Hauptziel ist es, die bestehenden Ansätze und Methoden zur Prävention, Untersuchung und Eindämmung des Menschen- und Kinderhandels zu verbessern und neue Methoden zu finden sowie die Rechte der Betroffenen durch Erfahrungsaustausch und den Erwerb neuer Erkenntnisse zu schützen bzw. zu stärken. JHR stützt sich dabei auf österreichische Erfahrungen, da in Österreich bereits ein solches Frühwarnsystem existiert: www.oesterreichfindeteuch.at

Unsere Meilensteine und Hauptaktivitäten:

Rückfragen zum Projekt und Kontakt: Astrid Winkler, Geschäftsführerin ECPAT Österreich winkler@ecpat.at

Netzwerke

Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels

ECPAT Österreich ist Mitglied der vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMeiA) koordinierten Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels sowie der zur Taskforce gehörenden Arbeitsgruppe Kinderhandel, die vom Bundesministerium für Familie und Jugend, Abt. Jugendwohlfahrt und Kinderrechte geleitet wird. Die Arbeit der Task Force basiert auf dem Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels. Aktuell steht der fünfte Nationale Aktionsplan (2018-2020) in Geltung. Die Aktionspläne verfolgen einen umfassenden Ansatz in der Bekämpfung von Menschenhandel. Im Jahr 2016 hat die Arbeitsgruppe Kinderhandel die "Handlungsorientierung zur Identifizierung von und zum Umgang mit potenziellen Opfern von Kinderhandel" veröffentlicht. Dieser richtet sich an zentrale Akteure (z.B. Polizei, Kinder- und Jugendhilfe, Fremden- und Asylbehörden etc).

Weitere Informationen zum Downloaden:

- Dritter Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission zum Kampf gegen Menschenhandel

- Informationsfolder Arbeitsgruppe Kinderhandel

- Handlungsorientierung zur Identifizierung von und zum Umgang mit potenziellen Opfern von Kinderhandel

- Nationaler Aktionsplan 2018-2020

Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel

Die Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel wurde am 21. Jänner 2015 konstituiert. Die Plattform stellt die erste umfassende NGO- und Expert*innenplattform zum Thema Ausbeutung und Menschenhandel in Österreich dar. Sie präsentierte sich am 19. Jänner 2017 erstmals der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz.

ECPAT Österreich ist Mitglied der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel.

EU Civil Society Platform against Trafficking in Human Beings

ECPAT Österreich ist seit 2016 Mitglied der „EU Civil Society Platform against Trafficking in Human Beings”. Die Plattform wurde 2013 konstituiert. Über 100 Organisationen aus der Zivilgesellschaft Europas arbeiten im Rahmen des Forums zusammen, tauschen Erfahrungen und Ideen aus, wie Betroffene am besten unterstützt werden können und bauen ihre jeweiligen Netzwerke aus. Die Organisationen selbst arbeiten auf europäischen, nationalen oder regionalen Ebenen in den Bereichen Menschenrechte, Kinderrechte, Frauenrechte, Geschlechtergleichheit, Rechte von Migrant*innen und im Opferschutz.

Aktivitäten

Taskforce-Konferenz "Grenzen im Menschenhandel"

19. Dezember 2023 - Seit nunmehr 10 Jahren hat die Österreichische Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels (in der ECPAT seit 2007 aktives Mitglied ist) aus Anlass des EU-Tages gegen Menschenhandel, die "Wiener Konferenz" unter dem Motto "Grenzen im Menschenhandel" in der Diplomatischen Akademie veranstaltet. Am Nachmittag fanden wieder spannende Parallel-Workshops statt, wobei ECPAT Co-Host eines Workshops, gemeinsam mit Helmut Sax vom Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte war.

Neue Projektwebsite für Frühwarnsystem für verschwundene Kinder in Nordmazedonien

März 2023 - Das Pilotprojekt eines Frühwarnsystems für vermisste Kinder in Nordmazedonien hat eine neue Website "Najdime" (Find me) umgesetzt, die sich an dem österreichischen Vorbild von Österreich Findet Euch anlehnt. Auf der Startseite finden sich allgemeine Informationen über die Website – über die Suche nach vermissten Personen, Informationen über die Projektidee, Partner und Kontaktinformationen sowie einen Link zum Ausfüllen eines Formulars über eine vermisste Person.

Die Website ist mit mehreren Registerkarten mit folgenden Inhalten aufgebaut:

  • ICH BRAUCHE HILFE - gibt Hinweise zum Umgang mit vermissten Personen, zu befolgenden Schritten sowie Kontakte für weitere Hilfe für Kinder und Familienangehörige von vermissten Personen.
  • PROFIL EINER VERMISSTEN PERSON ERSTELLEN - eröffnet ein einfaches, schrittweise geführtes Verfahren zum Ausfüllen eines Profils einer vermissten Person, das je nach den ausgefüllten Präferenzen an verschiedene Plattformen weitergegeben werden kann. Dies wird von einem Administrator überprüft und nachdem alle Sicherheitsmaßnahmen befolgt wurden, wird ein Vermisstenprofil erstellt und auf der Website veröffentlicht. Das Vermisstenprofil kann auf Wunsch über verschiedene Medienplattformen weiter verbreitet werden.
  • VERMISSTE PERSONEN - öffnet die Seite mit Profilen von vermissten Personen und zusätzlichen Informationen darüber, wie man eine vermisste Person bei der Polizei melden kann, sowie Links zum offiziellen Vermisstenprofil des Innenministeriums von Nordmazedonien.
  • ÜBER DAS PROJEKT - gibt einen Überblick über die Idee hinter der Website, die Projektziele, die Partner ECPAT Österreich und Journalisten für Menschenrechte, das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Österreich, mit dessen finanzieller Unterstützung das Projekt umgesetzt wird.

Das Projekt „Pilot Project for Early Warning System for Missing Children” wird in Nordmazedonien von der nationalen Partnerorganisation JHR – Journalists for Human Rights implementiert. Die Projektpartner arbeiten zusammen um Kinder davor zu schützen zu verschwinden und Schaden von Betroffenen abzuhalten. Hauptziel ist es, die bestehenden Ansätze und Methoden zur Prävention, Untersuchung und Eindämmung des Menschen- und Kinderhandels zu verbessern und neue Methoden zu finden sowie die Rechte der Betroffenen durch Erfahrungsaustausch und den Erwerb neuer Erkenntnisse zu schützen bzw. zu stärken. JHR stützt sich dabei auf österreichische Erfahrungen, da in Österreich bereits ein solches Frühwarnsystem existiert: www.oesterreichfindeteuch.at

Early Warning: Nordmazedonische Delegation zum Fachaustausch in Wien

September 2022 - Von 4. bis 7. Juli 2022 fand der zweite Studienbesuch im Rahmen des Projektes „Frühwarnsystem für verschwundene Kinder“ statt. Teilnehmer:innen waren Mitglieder nordmazedonischer Organisationen der Zivilgesellschaft, als auch Journalist:innen welche sich über die aktuelle Kinder- und Menschenhandelssituation in Österreich eine Bild machen wollten. Passend dazu, wurde der Studienbesuch daher von einem ersten Meeting bei LEFÖ – IBF eingeleitet. Den Bericht zum zweiten Studienbesuch finden Sie hier.

Der dritte Studienbesuch fand von 12. bis 15. September 2022 mit Vertreter:innen des Bundesministeriums für Inneres, des Ministeriums für Gesundheit, des Ministeriums für Bildung, der Einrichtung zur Betreuung von Kindern mit erzieherischen und sozialen Problemen und Verhaltensstörungen, des Direktors des interkommunalen Zentrums für Sozialarbeit der Stadt Skopje, einem unabhängigen IT-Experten und einer Vertreterin unseres Projektpartners den Journalists for Human Rights, statt. Den Bericht zum dritten Studienbesuch finden Sie hier.

Early Warning: Delegation aus Nordmazedonien zum Fachaustausch in Wien

Juni 2022 - Dieses Jahr finden im Rahmen unseres Pilotprojektes „Frühwarnsystem für verschwunde Kinder“ drei Studienbesuche in Österreich statt, um Fachexpertise und Erfahrungen mit Abgängigkeitsmeldungen in Österreich kennenzulernen sowie die Expertise für das Etablieren eines Frühwarnsystems in Nordmazedonien zu vergrößern. Am ersten Studienbesuch Mitte Juni in Wien nahmen Vertreter:innen aus dem Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik, der Agentur für den Schutz des Rechts auf freien Zugang zu öffentlichen Informationen, der Datenschutzbehörde, dem Innenministerium und Vertreter*innen unseres Projektpartners aus Nordmazedonien - den Journalists for Human Rights - teil. Einen kurzen Bericht zum ersten Studienbesuch finden Sie hier.

Aufbau von Kapazitäten zur Bekämpfung des Kinderhandels in Nordmazedonien

März 2022 - Unser Pilotprojekt zur Etablierung eines Frühwarnsystems für verschwundene Kinder aus besonders vulnerablen Gruppen in Nordmazedonien wird seit Juli 2021 von und mit unserem Projektpartner Journalists for Human Rights - JHR, umgesetzt. Im Rahmen unserer Aktivitäten zur Etablierung eines Frühwarnsystems für verschwundene Kinder fanden im November und Dezember 2021 zwei Online-Trainings zum Thema - Aufbau von Kapazitäten zur Bekämpfung des Kinderhandels - für Vertreter*innen relevanter Institutionen und Journalist*innen aus Nordmazedonien statt.

Spezifische Schwerpunktthemen waren u.a. der Austausch und Erfahrungen mit Ermittlungen in Fällen von Menschenhandel und grenzüberschreitender Zusammenarbeit sowie die Zusammenarbeit mit NGOs mit besonderem Fokus auf Kinderhandel. Außerdem wurden die Ursachen für vermisste Kinder und Themen rund um irreguläre Migration, Schmuggel und Menschenhandel diskutiert.

In diesem Jahr freuen wir uns u.a. Vertreter*innen von relevanten Institutionen, NGOs und Journalismus aus Nordmazedonien zu drei Studienbesuchen in Wien begrüßen zu dürfen. Ziel der Studienbesuche wird der Austausch von Know-How und bewährter Verfahren zur Bekämpfung von Menschenhandel mit Schwerpunkt Kinder, die Unterstützung der Betroffenen und der Umgang mit abgängigen Personen/Kindern sein. Die Studienbesuche werden im Sommer 2022 durchgeführt.

Training zur Bekämpfung von Menschenhandel für Organisationen der Zivilgesellschaft

12. Oktober 2021: Im Rahmen des Pilotprojekts „Frühwarnsystem für verschwundene Kinder“, das in Nordmazedonien von unserer Partnerorganisation JHR umgesetzt wird, fand Mitte Oktober das erste Training statt. Teil des Projekts sind Schulungen für Fachkräfte aus verschiedenen Kontexten um erhöhtes Bewusstsein für Menschenhandel zu schaffen und mehr Wissen dazu in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft aufzubauen. Im Rahmen des ersten Trainings, das Online via Zoom stattfand, wurden Expert*innen aus Organisationen der Zivilgesellschaft wurden zur Thematik Menschenhandel mit speziellem Fokus auf Kinderhandel geschult. Eine nordmazedonische Trainerin, sowie eine Trainerin von der Interventionsstelle für Betroffene des Frauen*handels (LEFÖ-IBF) aus Österreich informierten zu Thematiken wie dem unterschiedlichen institutionellen Ausbau in Nordmazedonien und Österreich, rechtlichen Rahmenbedingungen, verwendete Sprache im Umgang mit Betroffenen aber auch in Kontakt mit Medien, die zur Thematik berichten wollen.

ECPAT Österreich Geschäftsführerin Astrid Winkler stellte den Teilnehmer*innen die Arbeit von ECPAT Österreich vor und gab Einblick in die Arbeit von GRETA – der Expert*innengruppe des Europarates gegen Menschenhandel, die die Umsetzung der Konvention des Europarates gegen Menschenhandel überwacht.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

I AM HER VOICE – Foto- und Kunstwettbewerb

5. Oktober 2021 - Themen wie Menschenhandel, Zwangsprostitution, Missbrauch oder Ausbeutung werden nur selten öffentlich diskutiert und dementsprechend gering ist das Bewusstsein für diese Problematiken in der Gesellschaft.

Genau aus diesem Grund wurde der I AM HER VOICE Foto- und Kunstwettbewerb von der BONO-Direkthilfe e.V. ins Leben gerufen. Als Kooperationspartner unterstützt ECPAT Österreich diese Initiative und lädt alle Kunst- und Fotografieinteressierte in Österreich ein, am Wettbewerb teilzunehmen und Betroffenen von Gewalt mit ihren Werken eine Stimme zu geben. Die Bewerbungsfrist endet am 31.12.21 und die 8 besten Werke werden dotiert und 2022 am Internationalen Frauentag ausgestellt.

Mehr Informationen zum Wettbewerb gibt es unter www.iamhervoice.de.

Erstes Treffen mit Stakeholdern aus Nordmazedonien

13. September 2021 - Für unser neues Pilotprojekt Frühwarnsystem für verschwundene Kinder fand ein erstes Treffen mit Stakeholdern aus Nordmazedonien statt.

ECPAT Geschäftsführerin Astrid Winkler und das nordmazedonische Projektteam unserer Partnerorganisation JHR  – Journalists for Human Rights trafen sich in einem Online-Meeting mit Vertreter*innen unterschiedlichster Ministerien (das Ministerium für Inneres, Ministerium für Arbeit und Soziales und Gesundheitsministerium), Vertreter*innen der Agentur zum Schutz des Rechts zu Zugang zu öffentlichen Informationen, Medienvertreter*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft.

Astrid Winkler und Aleksandra Radevska stellten zum Auftakt des Treffens das Pilotprojekt, ECPAT und JHR ausführlich vor. In einem anschließenden gemeinsamen Austausch aller Teilnehmenden wurde festgehalten, dass der Erfahrungstausch, wie auch sektorenübergreifendes Arbeiten sehr wichtig ist, um die bereits existierenden Systeme im Kampf gegen Kinderhandel zu verbessern. Auch die Beteiligung der Medien wurde als wichtig erachtet im Prozess der Etablierung eines Frühwarnsystems für verschwundene Kinder.

Das Treffen war ein wichtiger Auftakt für ein branchenübergreifendes Arbeiten im Rahmen des Projekts und auch um die Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Bundesländertagung der Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels in Rust

2/3 September 2021 – Das Burgenland war vom 2. bis 3. September 2021 Gastgeber der vom Außenministerium organisierten jährlichen Bundesländertagung zur Bekämpfung des Menschenhandels. TeilnehmerInnen waren VertreterInnen der Taskforce Menschenhandel des Außenministeriums, der Bundesländer und von NGOs sowie Experten aus den einzelnen Fachbereichen. Im besonderen Fokus der Fachdiskussionen standen sexuelle Ausbeutung und Ausbeutung am Arbeitsplatz in Bezug auf die Herausforderungen der Migration im Burgenland und in Österreich. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil stattete am Donnerstag der Tagung im Seehotel in Rust einen Besuch ab und stellte sich den Fragen der Teilnehmer*innen. Unter anderem wurde auch das Anstellungsmodell für pflegende Angehörige vorgestellt.

Im Vorfeld der Bundesländertagung fand am 2. September auch die reguläre Sitzung der Taskforce Menschenhandel statt. Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich, hat dabei – als Vertreter*in der Taskforce-Arbeitsgruppe zu Kinderhandel – das Konzept für eine spezialisierte Betreuungseinrichtung für minderjährige Betroffene des Menschenhandels in Österreich vorgestellt, das in den vergangenen 1,5 Jahren entwickelt worden ist.

Dabei informierte die nationale Koordinatorin, MMag.DDr. Petra Schneebauer, dass mit dem Beschluss des Ministerrats vom 28. Juli 2021 unter anderem der VI. Nationale Aktionsplan 2021-2023 angenommen wurde. Teil des Nationalen Aktionsplanes ist auch die Umsetzung einer spezialisierten Betreuungseinrichtung für minderjährige Opfer des Menschenhandels. „Dies ist ein dringend notwendiger Schritt zur Gewährleistung von Schutz und Unterstützung für Kinder und Jugendliche, die in Österreich als Opfer des Menschenhandels identifiziert werden“, betont Astrid Winkler. „Bislang gibt es diese Spezialeinrichtungen nur für Frauen (LEFÖ-IBF) und Männer (MEN-VIA). Diese Tatsache, dass es für von Kinderhandel betroffene Kinder und Jugendliche in Österreich keine spezialisierte und geschützte Unterbringung und Betreuung gibt, die für ganz Österreich zuständig ist, hat Österreich in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik seitens des Europarates sowie des Kinderrechtskomitees der Vereinten Nationen eingebracht.“

ECPAT Österreich ist seit 2008 Mitglied der Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels und bringt sich mit Fachexpertise insbesondere in der Arbeitsgruppe zu Kinderhandel ein.

Die diesjährige Konferenz anlässlich des EU Anti-Trafficking Day wird am 13. und 14. Oktober 2021 in hybrider Form an der Diplomatischen Akademie stattfinden.

Kick-Off-Meeting für neues Pilotprojekt in Nordmazedonien

13. Juli 2021 – Für unser neues Pilotprojekt "Frühwarnsystem für verschwundene Kinder" fand ein erstes Kick-Off-Meeting mit der nordmazedonischen Partnerorganisation JHR – Journalists for Human Rights statt. In einem Online-Meeting trafen sich ECPAT Geschäftsführerin Astrid Winkler und Projektleiterin Eva Fuhr mit dem lokalen Projektteam für Detailplanungen bezüglich des Projektablaufs. Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit und unter der Projektleitung von ECPAT Österreich in Nordmazedonien von der nationalen Partnerorganisation JHR – Journalists for Human Rights umgesetzt. Das Projekt fördert den Kapazitätsaufbau und stärkt die Rechte von Betroffenen von Kinderhandel. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Online-Symposium der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel

8. Mai 2021 – Am 7. Mai 2021 fand das Online-Symposium „Arbeit und Menschenrechte: Lieferkettengesetze für faires Wirtschaften" der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel statt. ECPAT Österreich ist Gründungsmitglied der Plattform. Astrid Winkler hat einen Vortrag zum Thema "Ausbeuterischer Kinderarbeit" gehalten.

Dr.in Katharina Beclin, Koordinatorin der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel und Dr.in Petra Schneebauer, Nationale Koordinatorin der Österreichischen Taskforce gegen Menschenhandel, eröffneten das Online-Symposium „Arbeit und Menschenrechte“. Dr.in Schneeberger wies in ihrer Eröffnungsrede auf die 30 Millionen Menschen hin, die jedes Jahr Opfer von Menschenhandel werden. Durch Corona haben sich dabei die Risiken erhöht, aber es ist auch mehr Aufmerksamkeit gerade für die Arbeitsausbeutung entstanden.

Astrid Winkler sprach in ihrem Vortrag von ausbeuterischer Kinderarbeit als eine schwere Verletzung von Kinderrechten. „Es braucht gesetzliche Regelungen, um Ausbeutung aus globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten zu verbannen und es muss dafür Sorge getragen werden, dass Gesetze Unternehmen auch zur Einhaltung von Kinderrechten verpflichten, die Verantwortung für die gesamte Lieferkette zu übernehmen“, erklärte Winkler.

Die hochkarätigen Expert*innen des Symposiums waren sich einig, dass sichergestellt werden muss, dass sich EU-Bürger*innen sicher sein können, dass Dienstleistungen und Waren, die in der Europäischen Union verkauft werden, frei von Menschrechtsverletzungen sind. Es muss die Verpflichtung des Staates sein, dafür Sorge zu tragen, dass Menschenrechtsverletzungen nicht mitgekauft werden. Der Druck auf die Unternehmen wächst, die Verantwortung nicht an die Konsument*innen abzugeben. 

Study Visit zu spezialisierter Schutzeinrichtung in Belgien

6. Mai 2021 – In Österreich fehlt bislang eine spezialisierte Schutzeinrichtung für Kinder und Jugendliche, die Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel geworden sind. Gemeinsam mit einem Vertreter von SOS Kinderdorf Wien, konnte ECPAT Österreich Erfahrungen aus erster Hand durch einen Study Visit im belgischen Zentrum ESPERANTO gewinnen.

Welche Maßnahmen und Strukturen es für eine Spezialeinrichtung braucht, um mit Betroffenen von Kinderhandel zu arbeiten, haben Astrid Winkler - ECPAT Österreich und Dieter Schrattenholzer - SOS-Kinderdorf Wien-West auf einem Study Visit in Belgien erfahren. Das Zentrum ESPERANTO ist eine Schutzeinrichtung für Opfer des Kinderhandels, das 2002 als Pilotprojekt für verschwunden Kinder und Jugendliche mit 15 Plätzen gegründet wurde. Zu den Zielgruppen zählen Kinder von 0 bis 18 Jahren aus der Europäischen Union sowie aus weiteren Ländern, die z.B. Opfer von sexueller oder wirtschaftlicher Ausbeutung, organisiertem Betteln sowie Organraub wurden, oder gegen ihren Willen eine Straftat begangen haben. Die Kinder und Jugendlichen kommen meist nach einer Beauftragung der Kinder- und Jugendhilfe und/oder einer juristischen Entscheidung zu ESPERANTO. Zu den Schutzmaßnahmen der Einrichtung zählen u.a. die Geheimhaltung der Adresse und damit des Aufenthaltsortes der Betroffenen sowie eine Ausgangsbeschränkung für die ersten vier Wochen, in der die Schutzbedürftigen nicht alleine die Einrichtung verlassen dürfen. "Wir sind ganz beeindruckt von diesem Konzept mit einem tollen, hoch motivierten interdisziplinären Team mit langer Erfahrung und fundiertem Spezialwissen, das es braucht um mit Opfern von Kinderhandel zu arbeiten", berichtet Astrid Winkler. "Wir haben viel gelernt und mitgenommen für die Entwicklung einer ähnlichen Einrichtung in Österreich, die es dringend braucht!"

Online Workshop zur Einrichtung nationaler Anlaufstellen

15. April 2021 – ECPAT International und OSCE – The Organization for Security and Co-operation in Europe – haben einen Workshop zur Einrichtung von nationalen Anlaufstellen zum Schutz von Kindern, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, organisiert. Der Workshop diente als Dialogplattform für Vertreter*innen führender internationaler NGO-Netzwerke, die sich mit Fragen des Kinderschutzes befassen, um das Bewusstsein für nationale Anlaufstellen zu schärfen und Lobbying-Maßnahmen zu ermitteln, die die Einrichtung nationaler Anlaufstellen in OSCE-Teilnehmerstaaten erleichtern sollen. ECPAT Österreich hat den dem Workshop teilgenommen und seine Expertise eingebracht hat.

Bahnbrechendes Urteil für Überlebende des Kinderhandels

"Seit vielen Jahren kämpft ECPAT UK für Schutz und Sicherheit von Opfern von Kinderhandel. Das bahnbrechende Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ist ein Stück Gerechtigkeit für zwei ehemalige Überlebende von Kinderhandel, aber auch ein klares Signal an die britischen Behörden, diese besser zu schützen und vor allem als Opfer von Menschenhandel zu identifizieren", freut sich Astrid Winkler, GF ECPAT Österreich über das EGMR-Urteil.

Der EGMR hat entschieden, dass die britische Regierung gegen zwei Artikel der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoßen hat, die sich auf das Verbot von Zwangsarbeit und das Recht auf ein faires Verfahren beziehen und damit versäumt hat, Opfer von Kinderhandel zu schützen. Das Gericht wies die britische Regierung an, den beiden betroffenen vietnamesischen Jugendlichen eine Entschädigung in Höhe von 90.000 EUR (£78.590 GBP) zu zahlen, die als Kinder trotz Hinweisen auf Menschenhandel auf Cannabisfarmen ausgebeutet worden waren.

ECPAT UK hat Kinderhandel schon lange zum Thema und hat im Animationsfilm 'Secret Gardeners' das Problem visualisiert, wie vietnamesische Kinder zum Cannabisanbau nach Großbritannien verschleppt werden und oftmals selbst Opfer von Strafen und Gefängnisstrafen werden. Die Kriminalisierung von Kindern, die in den Drogenhandel verwickelt sind, resultiert aus systematischen Versäumnissen zu erkennen, dass die Kinder Opfer krimineller Ausbeutung sind, die geschützt und nicht bestraft werden müssen.

Weitere Informationen finden Sie hier: das EGMR-Urteil; eine Nachlese auf der Website von ECPAT UK sowie den Animationsfilm 'Secret Gardeners'.

Menschenhandel findet auch in Corona-Zeiten statt

ECPAT und das Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte halten Workshop bei virtueller Task Force-Konferenz

19. Oktober 2020 – Berichte von Europol und diverser Expert*innen zeigen vor allem eine Zunahme beim Zugriff auf sexuelle Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet. Menschenhändler*innen nehmen verstärkt Kontakt mit potentiellen Opfern über Social Media auf. Dies wurde auch von Expert*innen, die an der ersten virtuellen Konferenz der Österreichischen Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandel am 14. und 15. Oktober 2020 teilgenommen haben vielfach bestätigt. Klar zeigt sich: besonders vulnerable Gruppen, wie zum Beispiel unbegleitete, minderjährige Migrant*innen und Flüchtlinge sind besonders gefährdet über Social Media in das Netz von Menschenhändler*innen zu geraten. "Es zeigt sich bereits deutlich, wie wichtig gerade in Krisenzeiten funktionierende, nationale Kinderschutzsysteme und Opferschutzeinrichtungen sind. Hier darf keinesfalls eingespart werden, denn die Anforderungen hinsichtlich Kontaktaufnahme und Betreuung von Opfern steigen durch die Pandemie", warnt Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich, die im Rahmen der Taskforce Konferenz den Online-Workshop "Weit verbreitet - wie ein Virus zur Aufdeckung von Kinderhandel beiträgt!" moderiert hat.

Die Konferenz wurde von Peter Launsky-Tieffenthal, Generalsekretär des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten, i.V. von Außenminister Schallenberg und Petra Schneebauer, Nationale Koordinatorin zur Bekämpfung des Menschenhandels und Vorsitzende der Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels eröffnet. 

Olivier Onidi, EU-Anti-Trafficking-Coordinator, erklärte bei der Übermittlung seiner Grußworte, dass Menschenhandel eine neue Basis im Internet – in der virtuellen Welt – gefunden hat, aber die Maßnahmen der Europäischen Union im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern wirken und gute Kooperationen mit Internet-Providern mit sich bringen. Allerdings müsse der Austausch von Erkenntnissen und die Zusammenarbeit noch besser funktionieren.

Julia Planitzer vom Ludwig Boltzmann-Institut für Menschenrechte thematisierte in ihrer Keynote-Speech die Verbesserung der Prävention und die Stärkung eines Kinderschutzsystemes, denn Corona hat strukturelle Schwächen aufgezeigt und birgt eine hohe Gefahr der Ausbeutung. Planitzer warnte davor, dass die Corona-Krise einen Anstieg an Kinderarbeit mit sich bringen werde und ein nationaler Koordinierungsmechanismus, langfristige Perspektiven, wie Aufenthalt und Zugang zu Arbeitsmarkt, und ein robustes Kinderschutzsystem notwendig seien, um Menschenhandel vorzubeugen.

Die rund 400 angemeldeten Teilnehmer*innen der Konferenz konnten am zweiten Tag vier Workshops besuchen. Der Online-Workshop "Weit verbreitet - wie ein Virus zur Aufdeckung von Kinderhandel beiträgt!" wurde von Astrid Winkler, ECPAT Österreich zusammen mit dem Helmut Sax vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte organisierte. Als weitere Expert*innen sprachen Dorothea Czarnecki von ECPAT Deutschland und der Soziologen Olivier Peyroux. Die zentralen Empfehlungen aus dem Workshop waren:

  • Kinder zu einem vorrangigen Schwerpunkt, sowohl für die Reaktion auf eine Pandemie als auch für die Bekämpfung des Menschenhandels, zu machen
  • Notwendigkeit eines sektorübergreifenden Ansatzes 
  • Gemeinsame Ermittlungs- und Kinderschutzteams erforderlich 
  • Notwendigkeit der Stärkung der Strafverfolgungskapazitäten und Melde-Hotlines
  • Globaler/kooperativer Ansatz unerlässlich, um die Bewegung von Täter*innen rund um den Globus zu einzuschränken.
  • Für unbegleitete Minderjährige: Gewährleistung eines gesetzlichen Vormunds + Schulung der Erziehungsberechtigten + Entwicklung (kinderrechtskonformer) Anleitungen für den Umgang und dem Zugang zu Smartphones in Kinderschutzzentren + Schulung von z. B. medizinischem Fachpersonal, Sozialarbeitern in Bezug auf Drogenabhängigkeit + Gewährleistung eines grenzüberschreitenden Kinderschutzes

 

Coronakrise führt zu mehr Kinderhandel

Jugend Eine Welt und ECPAT Österreich zum Tag gegen Menschenhandel am 30. Juli 2020

29. Juli 2020 – 

Aufgrund der Coronakrise sind Kinder und Jugendliche in verstärkter Gefahr, Opfer des organisierten Menschenhandels zu werden. Darauf weist die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt anlässlich des Welttags gegen Menschenhandel am 30. Juli 2020 hin. UNICEF geht davon aus, dass jährlich mindestens 1,2 Millionen Kinder von dieser schweren Menschenrechtsverletzung betroffen sind: Sie werden schon als Babys an gut zahlende Adoptiveltern verschachert, als Kinderbräute an viel ältere Männer verkauft, zum Betteln oder Stehlen gezwungen, als Arbeitssklaven, Prostituierte oder Kindersoldaten ausgebeutet.

Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Anzahl der betroffenen Kinder im Zuge der Coronakrise massiv ansteigen könnte, insbesondere im Bereich der sexuellen Ausbeutung. „Die Risiken für Kinder, fortgesetzt oder erstmals Opfer von sexueller Ausbeutung zu werden, haben sich unter Lockdown-Bedingungen signifikant erhöht", bestätigt Astrid Winkler, Geschäftsführerin der von Jugend Eine Welt seit Jahren unterstützten Kinderschutzorganisation ECPAT und verweist auf einen alarmierenden Europol-Bericht, demzufolge die Nachfrage von Material zu sexuellem Kindesmissbrauch in der EU seit Beginn der Coronakrise um bis zu 30 Prozent angestiegen sei. „Denn Sexualstraftäter und -täterinnen nutzen im Internet so eine Situation gezielt aus, um mit Kindern online in Kontakt zu treten", so Winkler.
 


Österreich: Betreuungsstelle fehlt
Österreich gilt als Transit- und Destinationsland insbesondere für gehandelte Frauen und Kinder. Jugend Eine Welt begrüßt die im Regierungsprogramm vorgesehenen Maßnahmen zum Kampf gegen Menschen-, Frauen- und Kinderhandel, die am 9. Juli in einer Entschließung des Nationalrates bekräftigt wurden und die u.a. eine verbesserte Zusammenarbeit im Bereich des Erkennens mutmaßlicher Opfer vorsehen. Zusätzlich sollte dringend eine spezialisierte Betreuungsstelle für Betroffene des Kinderhandels realisiert werden, wie im Nationalen Aktionsplan (2018-20) der „Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels" vorgesehen, fordert ECPAT. Laut Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer müsse auch verstärkt bei den Ursachen des Problems angesetzt werden, einerseits durch verstärkte Aufklärungsprogramme und konsequente Strafverfolgung, anderseits durch die Bekämpfung bitterster Armut in den Herkunftsländern der Betroffenen sowie gezielte Präventions- und Schutzprogramme. Um die jetzt schon verheerenden Auswirkungen der Coronakrise auf allerärmste Menschen abzumildern, sei schnelles Handeln geboten. „Gemeinsam mit unserem Dachverband Globale Verantwortung bitten wir die Bundesregierung dringend um ein internationales COVID-19 Rettungspaket in Höhe von 100 Millionen Euro. Österreich muss seiner internationalen Verantwortung nachkommen und mithelfen, noch Schlimmeres abzuwenden wie ein massives Ansteigen von Hunger, Migration und Menschenhandel", so Reinhard Heiserer.



Die Pressemitteilung von Jugend Eine Welt in voller Länge finden Sie hier.

Foto: Ehemalige Kinderprostituierte in Sierra Leone © SDB

GRETA veröffentlicht seinen dritten Evaluierungsbericht über Österreich

9. Juni 2020 – In seinem dritten Evaluierungsbericht über Österreich fordert GRETA die österreichischen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass Kinder, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, in der Praxis besondere Schutzmaßnahmen gewährt werden.

GRETA lobt zwar die seit der zweiten Evaluierung ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Identifizierung der Opfer des Kinderhandels, ist jedoch der Ansicht, dass die österreichischen Behörden folgende Punkte behandeln sollten:

  • das landesweite Konzept für den Schutz und die Unterstützung der Opfer des Kinderhandels abschließen und vorrangig in die Praxis umsetzen;
  • sicherstellen, dass Kinder, die landesweit Opfer von Menschenhandel geworden sind, in den Genuss einer angemessenen Unterbringung kommen, insbesondere durch die Einrichtung spezialisierter Zentren in allen Regionen des Landes;
  • sicherstellen, dass die einschlägigen Fachkräfte, insbesondere das Fachpersonal an vorderster Front und die Kinderschutzbehörden, Schulungen zur Umsetzung des Nationalen Überweisungsmechanismus für die Opfer des Menschenhandels erhalten;
  • die Wirksamkeit des Nationalen Überweisungsmechanismus zur Identifizierung und Überweisung der Opfer des Kinderhandels zu überwachen und zu bewerten.

Lesen Sie den Evaluierungsbericht hier.

Jahresbericht der Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA)

April 2020 – 2018 wurden 15.310 Menschen als Opfer von Menschenhandel identifiziert – um 44% mehr als 2015. Die Dunkelziffer an unentdeckten Fällen soll viel höher sein und die Identifizierung von Kindern problematisch! Dies geht aus dem jüngsten Jahresberichts hervor.

ECPAT Österreich ist Mitglied der Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels. Wir weisen darauf hin, dass in Österreich die Dringlichkeit besteht, eine spezialisierte Schutzeinrichtung für die Betreuung von minderjährigen Opfern von Menschenhandel zu schaffen. Beispiel und Expertise bieten dazu die bereits bestehenden Einrichtungen mit Schutzwohnungen für Frauen (Lefö-IBF) und Männer (Men-Via), die von Menschenhandel betroffen sind. Die Notwendigkeit für ein entsprechendes Schutzzentrum für von Menschenhandel betroffene Kinder ist seit Jahren bekannt und wird in einschlägigen Arbeitsgruppen diskutiert, bislang leider ohne Ergebnis. Krisenzeiten, wie auch die gegenwärtige, bedeuten immer, dass ohnedies schon vulnerable Gruppen von Menschen - Erwachsene wie auch Minderjährige - besonderen Gefahren ausgesetzt sind. Das durch Corona notwendig gewordene Gebot zum "Rückzug in die Privatheit" und der Fokus auf den eigenen Schutz, bedeuten auch, dass kriminelle Aktivitäten wie Ausbeutung und Menschenhandel "im Privaten" scheinbar unbeobachtet stattfinden bzw. Kriminelle diese Situation ausnützen können.

Den GRETA-Jahresbericht 2019 finden Sie hier.

Treffen der "EU Civil Society Platform against Trafficking In Human Beings"

05. und 06. Dezember 2019 - ECPAT Österreich ist seit drei Jahren Mitglied in der “EU Civil Society Platform against Trafficking In Human Beings”. Das Plattform-Meeting stand diesmal unter dem Motto “Leaving No One Behind: Breaking the Silence on Trafficking for Sexual Exploitation” und fand in Brüssel statt.

Myria Vassiliadou, EU Anti-Trafficking Coordinator, betonte, dass alle Formen der Ausbeutung gleichrangig bekämpft werden müssten und alle EU-Länder die EU-Richtlinie gegen Menschenhandel sowie andere EU-Gesetze zur Bekämpfung von Menschenhandel umzusetzen hätten. Die Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen, die am ersten Tag sprachen, präsentierten durchaus unterschiedliche Ansätze und Sichtweisen. Einige waren sich alle, dass ein multidisziplinärer Ansatz am erfolgreichsten sei, um Menschenhandel zu bekämpfen. Europol betonte die Notwendigkeit, die strafrechtliche Verfolgung zu intensivieren – dies sei aber oft eine Frage der Ressourcen, welche die Länder zur Bekämpfung des Menschenhandels bereitstellten. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und NGOs sei besonders wichtig.

Kontrovers wie fast immer verlief die Diskussion rund um Prostitution/Sexarbeit. Im Panel I zeigten die meisten Expert*innen eine Präferenz für das „Nordische Modell“ (Freierbestrafung). Eine anwesende Expert*in aus Deutschland verwies hingegen auf eine Studie der Queens University Belfast, welche die Auswirkungen der Kriminalisierung des Kaufs sexueller Dienstleistungen in Nordirland untersucht hatte. Unter anderem schließt die Studie, dass kein Rückgang bei der Nachfrage zu beobachten war. Massiv in Frage gestellt werden die Ergebnisse von Vertreter*innen des „Nordischen Modells“. 

Im zweite Panel wurde u. a. der Begriff „Trafficking“ in Frage gestellt, weil er eigentlich die Tatsache verharmlose, dass es sich um Gewalt an Frauen, Männern und Kindern handle, so ein Experte.

Dramatisch präsentierte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Ms Livia Jaroka, die Situation der Roma in der EU. Sie selbst ist eine von bisher zwei Romani im Europäischen Parlament und die erste Romni-Frau. Ein großer Anteil der von Menschenhandel betroffenen Personen in der EU entstammten der Roma-Volksgruppe. Die meisten Mitglieder der Volksgruppe lebten in bitterster Armut, viele Frauen seien Analphabetinnen und von sexueller und anderen Formen von Gewalt betroffen. EU-Gelder erreichten meistens nicht die Betroffenen und verbesserten somit auch nicht deren Lebenssituation. „Und was können wir den Roma-Mädchen bieten, wenn wir sie als Opfer von Menschenhandel identifizieren und wir sie zurückbringen in ihre Heimatorte?“, so die rhetorische Frage an das Publikum.

Die EU-Koordinatorin fasste die Ergebnisse des Tages folgendermaßen zusammen:

  • Stärkere Berücksichtigung der „gender-dimension“;
  • Eindämmung der Nachfrage nach Ausbeutung;
  • Geldflüsse verfolgen und einfrieren, die aus Profit mit Ausbeutung stammen;
  • Sexuelle Ausbeutung nicht aus dem Blick verlieren;
  • EU-Mitgliedsstaaten müssten Budgets zur Bekämpfung des Menschenhandels erhöhen.

ECPAT und das Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte halten Workshop bei Task Force-Konferenz

16. Oktober 2019 - Die Konferenz „Technologie und die Bekämpfung des Menschenhandels– Chance oder Herausforderung?“ der Task Force Menschenhandel fand am 16. Oktober in der Diplomatischen Akademie Wien statt. Die österreichische Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels, deren Mitglied ECPAT Österreich ist, organisierte die Veranstaltung auch dieses Jahr anlässlich des Tages der Europäischen Union zur Bekämpfung des Menschenhandels.

In seiner Eröffnungsansprache unterstützte der Direktor der Diplomatischen Akademie Dr. Emil Brix die Idee eines unabhängigen Rapporteuers, zusätzlich zum bestehenden Koordinationsgremium Taskforce.

Prof.in Jennifer Musto thematisierte in ihrer anschließenden Keynote Speech die Grenzen und Möglichkeiten datengesteuerter Ansätze in der Bekämpfung des Menschenhandels. Daten, zum Beispiel Handyanrufe, Textnachrichten, Finanztransaktionen und GPS-Daten, seien wichtig für die Strafverfolgung von Täter*innen. Ebenso würde auch der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Bekämpfung von Menschenhandel, der auf der Nutzung großer Datenmengen basiert, Chancen bieten. Jennifer Musto machte jedoch auch deutlich, dass diese Datennutzung in der Ermittlungsarbeit auch Fragen hinsichtlich Datenschutzes, Datenspeicherung und Ethik aufwerfe und Risiken, insbesondere für Betroffene, bedeuten würden. Deren Persönlichkeitsrechte müssten respektiert werden.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmer*innen der Konferenz dann insgesamt sechs Themenstationen besuchen. Eine davon war der Workshop „Kinderhandel und Monitoring in Zeiten von Cybercrime“. Dieser wurde von ECPAT Österreich und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte organisiert. Als Expert*innen sprachen ECPAT Geschäftsführerin Mag.a Astrid Winkler, Dr.in Julia Planitzer und Dr. Helmut Sax (beide Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte) sowie Horst Schiller (Bundeskriminalamt).

Astrid Winkler wies darauf hin, dass es in Österreich immer noch kein eigene Betreuungsstruktur für Betroffene von Kinderhandel gibt. Betroffene Männer werden von MEN-VIA betreut, Frauen und Mädchen ab 15 Jahren werden von LEFÖ-IBF betreut und haben dadurch Zugang zu Schutzeinrichtungen.

Horst Schiller verdeutlichte an einem Cyber-Grooming Fall Indikatoren, die Hinweise darauf bieten, dass ein Kind von Cyber-Grooming betroffen sein könnte. Dazu gehören unter anderem herausfordernde familiäre Situation (z.B. Trennung der Eltern, finanzielle Belastung), zurückgezogenes oder aggressives Verhalten, Überzahl von Selfies (auch Nacktfotos oder Fotos in Reizunterwäsche), das Ständige Kontrollieren von Handy/PC/Laptop.

Julia Planitzer und Helmut Sax gingen auf die Empfehlungen von GRETA („Group of Experts on Action against Trafficking in Human Beings“ des Europarats) zu Kinderhandel und dem Internet ein. Unter anderem nennen sie die Wichtigkeit des Bewusstseins von Kindern, Eltern und Lehrer*innen, dass Anwerbung von Betroffenen von Kinderhandel auch online stattfindet. Daher ist es sehr wichtig Kindern und Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien beizubringen. Als Tipp nannten sie hierfür das Kinderbuch „Der Online Zoo“ (von Drobna, Daniela, Wien: ISPA - Internet Service Providers Austria, 2016).

Foto von links: Dr. Helmut Sax (Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte) und Mag.a Astrid Winkler (Geschäftsführung ECPAT Österreich)

Task Force Menschenhandel: Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels 2018-2020

04. Februar 2019 - Der 5. Nationale Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels für die Jahre 2018-2020 der Task Force Menschenhandel wurde dem Parlament vorgelegt. ECPAT Österreich ist Mitglied der Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels.

Österreich gilt nach wie vor als attraktives Transit- und Zielland für Menschenhandel. Sexuelle Ausbeutung ist die häufigste Form der Ausbeutung.

Betroffene Kinder sind jedoch auch häufig von anderen Ausbeutungsformen betroffen - so zum Beispiel Taschendiebstahl. Unter anderem gelten unbegleitete minderjährige Flüchtlinge als potenzielle Risikogruppe für Menschenhandel.

Hier können Sie den Aktionsplan lesen.

Neue Studie zu Menschenhandel in der EU

04./05. Dezember 2018 - ECPAT Geschäftsführerin Astrid Winkler nimmt an der Civil Society Platform against Trafficking in Human Beings in Brüssel teil, die gestern und heute stattfindet.

Dort hat Myria Vassiliadou, EU Anti-Trafficking Coordinator, den Zweiten Bericht zu Fortschritten im Kampf gegen Menschenhandel vorgestellt. Laut dem Bericht sind 23% der identifizierten Opfer (in den Jahren 2015-2016) Kinder bis 18 Jahre. Den ganzen Bericht finden Sie hier.

Symposium der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel

06. November 2018 -  Zum Thema „Betroffene von Menschenhandel – unsichtbar oder TrägerInnen von Rechten?“ fand ein Symposium der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel statt.

ECPAT Österreich ist Mitglied der Plattform. ECPAT-Geschäftsführerin Astrid Winkler betonte in ihrem Eingangsstatement, dass es wichtig ist Kinder als eigene Gruppe von Betroffenen des Menschenhandels wahrzunehmen, um professionelle und kindgerechte Unterstützung sicher zu stellen

Das Symposium wurde von der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel zusammen mit der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien organisiert.

Bundesländertagung der Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels

24. September 2018 - Das Land Salzburg war Gastgeber der diesjährigen Bundesländertagung der Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels. Am internen Teil am Vormittag waren Vertreter*innen von 7 Bundesländern anwesend.

Am Nachmittag gab es eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Kinderhandel im Kontext von Flucht und Migration“. Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt und Ausbeutung. Laut Schätzungen von UNICEF werden jährlich rund 1,2 Millionen Kinder – das sind gemäß UN-Kinderrechtskonvention Mädchen und Jungen unter 18 Jahren – Opfer des Menschenhandels. Jedes Jahr verschwinden Kinder aus Flüchtlingslagern. Auch Österreich ist von dieser schweren Menschenrechtsverletzung als Transit- und Destinationsland insbesondere für gehandelte Frauen und Kinder betroffen. Die Ausbeutung von Kindern findet in verschiedenen Ausprägungen statt, wie beispielsweise der sexuellen Ausbeutung, der Arbeitsausbeutung, der Ausbeutung für Straftaten und Bettelei

Kinderhandel und Migration stehen oft in Verbindung, der Wunsch für die Familie eine bessere Zukunft zu haben, treibt Kinder oft in die Hände von Personen, die deren Notlage ausnützen. Auf der Veranstaltung wurden sowohl besondere Risikofaktoren als auch Maßnahmen zur Prävention diskutiert.

Neben Fachinputs – u.a. von ECPAT Geschäftsführerin, Astrid Winkler – gab es auch eine Podiumsdiskussion. Dr. Andrea Holz-Dahrenstaedt, Kinder- & Jugendanwältin Salzburg, betonte die Wichtigkeit des besonderen Schutzes für Minderjährige, die von Flucht betroffen sind und erläuterte dies am Beispiel eines Mädchen, dass vor 2 Jahren aus einer Erstaufnahmestelle verschwunden und nicht wieder aufgetaucht ist. Astrid Winkler wies auf die besondere Vulnerabilität von Kindern und Jugendlichen hin, Opfer von Menschenhandel zu werden und berichtete u.a. von den Erfahrungen aus mehreren Trainings im Rahmen eines von IOM geleiteten Projektes, an dem auch ECPAT beteiligt war. Brigadier Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt erörterte die besonderen Herausforderungen im Zusammenhang mit Ermittlungen sowie Aussagen minderjährigen Opfern des Menschenhandels. Mehrfach wurde in der Diskussion auch festgestellt, dass die derzeitige Situation der Unterbringung von minderjährigen Opfern des Menschenhandels in Österreich nicht befriedigend sei.

OSCE Alliance-Conference against Trafficking in Persons

03.April 2017 - Am 3. Und 4. April 2017 fand die OSCE Alliance-Conference against Trafficking in Persons statt, an der 57 OSCE-Staaten sowie Vertreter*innen von NGOs, der Zivilgesellschaft sowie Medienvertreter*innen teilgenommen haben. In der Konferenz wurden gelungene Fallbeispiele und Methoden sowie noch anstehende Herausforderungen betreffend der Bekämpfung von Kinderhandel thematisiert. Das „Barnahus“-Modell wurde als „best-practice“ Beispiel hervorgehoben. Es stellt einen kinderzentrierten ganzheitlichen und multi-disziplinären Ansatz dar, in welchem vom Menschenhandel betroffene Kinder ein Schutzraum sowie auch therapeutische Behandlung zur Verfügung gestellt bekommen. Von der OSCE-Mission in Montenegro findet derzeit ein Projekt zur Prävention von Verheiratungen von Minderjährigen und damit einhergehendem Menschenhandel statt. Das Projekt zielt auf die Sensibilisierung von vorwiegend Roma-Frauen in Montenegro, als auch an Professionelle, die mit ihnen arbeiten, ab. Ein Ziel der Konferenz stellte die Entwicklung von Empfehlungen dar, um effektiv und in einer kinderfreundlichen Weise auf Kinderhandel zu reagieren. Ein spezieller Schwerpunkt wurde aufgrund der Aktualität des Themas auf Kinder im Kontext von Flucht und Migration gelegt.

Pressekonferenz der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel

19. Jänner 2017 - Die Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel präsentierte sich im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals der Öffentlichkeit. ECPAT Österreich ist Mitglied der Plattform und lud somit gemeinsam mit den anderen Mitgliedern zur Pressekonferenz ein, die am 19. Jänner um 9 Uhr in der Schenkenstraße 4, 1010 Wien, stattfand.

Die Plattform stellt die erste umfassende NGO- und Expert*innenplattform zum Thema Ausbeutung und Menschenhandel in Österreich dar. Stellvertretend für alle Mitglieder der Plattform gaben folgende NGOs und Expert*innen fünfminütige Statements über Probleme in ihrer Arbeit mit Betroffenen von Ausbeutung und Menschenhandel ab, beispielsweise in der Prostitution, im Baugewerbe, in Haushalten oder in der Bettelei, sowie über dringenden Handlungsbedarf in Österreich: 

  • Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Katharina Beclin, Kriminologin an der Universität Wien und Koordinatorin der Plattform. Vorstellung der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel und ihrer Ziele.
  • Sabine Kallauch, Leitung Herzwerk - diakonische Initiative. Anerkennung der Identifizierung von Betroffenen von Menschenhandel durch NGOs insbesondere im Asylverfahren.
  • Sr. Anna Mayrhofer, SOLWODI Österreich. Fehlende Rechte von nicht offiziell identifizierten Betroffenen von Menschenhandel.
  • Mag.a Evelyn Probst, Leitung LEFÖ-IBF. Auswirkungen der geplanten Verschärfungen im Fremdenrecht auf Betroffene von Menschenhandel.
  • Andrea Staudenherz, Obfrau von Hope for the Future. Notwendigkeit spezieller Vorbereitung ausgebeuteter Personen für den Arbeitsmarkt.
  • Mag.a Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich. Kinder als Betroffene von Menschenhandel.
  • Mag. Markus Zingerle, Projektleiter von MEN VIA. Identifizierung von Männern als Betroffene von Menschenhandel nur bei politischem Interesse?

Webausstellung: „Menschenhandel – die Sklaverei des 21. Jahrhunderts“

20. Juli 2016 - Im Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels (2015-2017) ist die Gestaltung einer Webausstellung auf Basis der Wanderausstellung „Menschenhandel – Sklaverei im 21. Jahrhundert“ vorgesehen. Diese ist seit dem 08. Juli 2016 online verfügbar. Die Webausstellung ist eine Initiative der österreichischen Task Force gegen Menschenhandel, bei der ECPAT Österreich Mitglied ist.

Die Webausstellung zielt unter anderem darauf ab im Schulunterricht verwendet zu werden. Zusatzinformationen zu Unterrichtszwecken sind auch auf der Seite der Webausstellung zu finden.

Auf Fragen wie „Was ist Menschenhandel?“ und „Wie werden Opfer von Menschenhandel in Österreich betreut?“ wird in der Webausstellung eingegangen.

Hier können Sie sich die Webausstellung ansehen.

Hier gelangen zu den Zusatzinformationen zu Unterrichtszwecken.

Runder Tisch „Kinderschutz und Armutsmigration aus kinderrechtlicher Perspektive“

Am 26. März 2015 organisierte das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte im Kolpinghaus Wien einen ganztägigen Runden Tisch zum Thema “Kinderschutz und Armutsmigration aus kinderrechtlicher Perspektive". Hintergrund zu dieser Veranstaltung ist das aktuelle EU-Projekt “CONFRONT – Formen von Kinderhandel und Zuschreibungen in Bezug auf Roma“, an dem das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte in Zusammenarbeit mit ECPAT Österreich beteiligt ist. Obwohl sich der Wissensstand über Armutsmigrationen nach Österreich in den letzten Jahren verbessert hat, wurde diese sensible und zugleich wichtige Thematik bislang nicht aus kinderrechtlicher Perspektive behandelt. Ziel des Runden Tischen war es, staatliche und zivilgesellschaftliche Akteur*innen zusammenzubringen und die sensiblen Themen Armutsmigration, Darstellung und Diskurs über Roma, Betteln sowie Kinderhandel aus einer Kinderrechtsperspektive offen und vorurteilsfrei zu diskutieren, um gemeinsame Wege für eine effektive Zusammenarbeit zu finden. Deutlich wurde u.a., dass es in allen Bundesländern an Grundversorgungsangeboten für Kinder beziehungsweise Familien mangelt. Es wäre daher wichtig, Familiennotunterkünfte zu schaffen, denn derzeit richten sich die Angebote nur an Erwachsene oder sind Bestandteil der temporären „Winterpakete“ von unterschiedlichen Hilfseinrichtungen, die Mitte April wieder geschlossen werden. Zudem sollte im medialen und politischen Sprechen mehr Sorgfalt walten, um diskriminierende und kriminalisierende Sprechweisen nicht zu prolongieren. So gab es zum Abschluss Interessensbekundungen der unterschiedlichen TeilnehmerInnen für eine weitere Zusammenarbeit und Vernetzung. Eine Fortsetzung dieses Dialogs als auch ein konkretes follow-up, insbesondere auch zur Verbesserung der Situation in Wien, wären eine wünschenswerte Entwicklung, in die sich das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und ECPAT weiterhin gerne einbringen.

Die finalen Ergebnisse des Projektes Confront sowie die Länderberichte sind hier veröffentlicht.