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Voluntourismus: Side Event OSZE-Konferenz
Nachlese zum Side-Event der OSZE Konferenz gegen Menschenhandel
Falsche Waisenhäuser und der Handel mit Kindern um diese Einrichtungen auf oft kriminelle Weise zu befüllen, um damit genug Plätze für Freiwillige zu schaffen, die mit Kindern arbeiten möchten ist gerade in Ländern des globalen Südens ein bekanntes Problem, das leider noch nicht genug im Bewusstsein der Reisenden sowie der vermittelnden Unternehmen angekommen ist.
Ein Side Event der 25. Konferenz der OSZE-Allianz gegen Menschenhandel (Combating Trafficking in Human Beings – CTHB) widmete sich unter dem Titel „Waisenhandel -eine globale Herausforderung, eine gemeinsame Verantwortung“ dem so genannten Voluntourism, einer Form des Reisens bei dem sich Menschen für den guten Zweck einsetzen wollen und in unterschiedlichen Institutionen engagieren – auch in Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und Waisenhäusern. Doch oft stecken hinter diesen Projekten kriminelle Strukturen, die von den guten Absichten der Freiwilligen auf Kosten der Kinder Profit schlagen.
Unsere Tourismusexpertin Kerstin Dohnal nahm an dem Side Event teil, bei dem die australische Senatorin Linda Reynolds und Voluntourism Expertin Kate van Dorre den Bericht „Die Rolle der OSZE-Teilnehmerstaaten bei der Bekämpfung des Waisenhandels“ vorstellten. In der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion diskutierten Senatorin Linda Reynolds, Stephen Ucembe (regional advocacy manager für Hope and Homes and lived experience expert), Emilio Puccio (Generalsekretär der Intergroup für Kinderrechte im Europäischen Parlament) , Kate van Dorre (Voluntourism Expertin) und Alicia Herbert (UK Foreign and Development Office) über die Rolle und Verantwortung der entsendenden Länder bei Freiwilligeneinsätzen und wirksame Strategien gegen den Kinderhandel im Kontext von Freiwilligenreisen unter der Moderation von OSZE Special Representative Kari Johnstone.
Die mit der Heimunterbringung verbundenen Risiken machen deutlich, dass Reformen und eine Deinstitutionalisierung notwendig sind. Die Forschung zeigt, dass diese Umgebungen die Anfälligkeit der Kinder für Gewalt und Menschenhandel erhöhen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kinderhandel in Waisenhäusern häufig mit dem freiwilligen Besuch von Waisenhäusern verbunden ist, was die Notwendigkeit unterstreicht, den Zusammenhang zwischen Kinderhandel und Heimunterbringung weiter zu untersuchen.
Besonderen Eindruck haben die einleitenden Erzählungen von Stephen Ucembe hinterlassen und gleichzeitig viele Fragen aufgeworfen: Wie können die verantwortlichen Stakeholder aus der Privatwirtschaft in die Verantwortung genommen werden? ECPAT Österreich arbeitet bereits seit vielen Jahren mit den Entsendeorganisationen in Österreich zusammen, wie WeltWegWeiser, Jugend eine Welt und Volontariat bewegt. Jedes Jahr bereiten wir dort junge Erwachsene sowie Senior Experts mit einem speziell dafür konzipierten Kinderschutz Modul auf ihre Auslandseinsätze vor. Mit diesem Konzept sind wir auch im Verband der ECPAT Mitgliederorganisationen weltweit als best practice bekannt.
Im Zuge eines EU Projektes konnten wir in den Jahren 2018-2021 auch österreichische Anbieter von Freiwilligenreisen entsprechend schulen und zur Mitgliedschaft beim internationalen Kinderschutzkodes The Code begleiten. Nach der Pandemie hat sich das Problem, wie viele andere aber erneut verschärft. Einige Anbieter sind von Projekten mit Kindern abgekommen, was prinzipiell zu begrüßen ist, jedoch sind die Einrichtungen und Strukturen in denen die Kinder von Freiwilligen betreut werden nun außerhalb der vereinbarten Rahmenbedingungen tätig und die Kinder noch größeren Risiken ausgesetzt. Zudem gibt es zahlreiche neue Angebote von kurzfristigen Einsätzen über Sprachreisedienste, die in die Struktur der Reisebranche nicht entsprechend eingegliedert sind und somit extra untersucht werden müssen. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf in den Bereichen Bewusstseinsbildung, Trainings und Einhaltung der Standards des internationalen Kinderschutzkodex The Code.